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denn alle Dinge teilen denselben Atem

[...]
Ich weiß nicht, - unsere Art ist anders als die Eure.
der Anblick Eurer Städte schmerzt die Augen des roten Mannes.
Vielleicht, weil der rote Mann ein Wilder ist und nicht versteht.

Es gibt keine Stille in den Städten der Weißen.
Keinen Ort, um das Entfalten der Blätter im Frühling zu hören oder das Summen der Insekten.
Aber vielleicht nur deshalb, weil ich ein Wilder bin und nicht verstehe.
Das Geklappere scheint unsere Ohren nur zu beleidigen.
Was gibt es schon im Leben,
wenn man nicht den einsamen Schrei des Ziegenmelkervogels hören kann,
oder das Gestreite der Frösche am Teich bei Nacht?
Ich bin ein roter Mann und verstehe das nicht.
Der Indianer mag das sanfte Geräusch des Windes,
der über eine Teichfläche streicht - und den Geruch des Windes,
gereinigt vom Mittagsregen oder schwer vom Duft der Kiefern.
Die Luft ist kostbar für den roten Mann - denn alle Dinge teilen denselben Atem - das Tier,
der Baum,
der Mensch - sie alle teilen denselben Atem.
[...]

[Aus der Rede des Häuptlings Seattle vor dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika 1855]