Morgenland
(Türkei 1988)
Eine rote, warme Hülle
schützt mich
vor der sternenkalten Nacht
und der
fremden Umgebung
Abendland
zusammengeschrumpft
auf die Fläche
meiner Luftmatratze
Plötzlich
falle ich aus einem langen
angenehmen Traum
von einer nahen Minarettspitze
tönt die Stimme
eines Muezzins
fremd, unvertraut
Die ersten Autos
beginnen
an einem schmutzigen Geräuschteppich
zu weben
der dumpf
aus der Tiefe dröhnt
feiner Benzindunst steigt herauf
Aus allen Richtungen
schallen nun
die Rufe der Muezzins
verflechten sich
zu einer wabernden Vokalise
eine Stadt erwacht schlaftrunken
fremde Menschen
gehen jetzt
ihrer Arbeit nach
Die bebenden Stimmen
der Gebetsrufer von den Minaretten
und die Geräusche
der erwachenden Stadt
laden die Luft
orientalisch auf
hoch oben auf einem Hoteldach
über der Altstadt
von Istanbul
spüre ich
Fremde
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